Prof. Dr. Klaus Heine

Erasmus University Rotterdam
Erasmus School of Law, Rotterdam Institute of Law and Economics
3000 Rotterdam

Portrait von Prof. Dr. Klaus   Heine

Schwerpunkt:

KI; Big Data; Unternehmensstrategie; rechtliche Designs

Schulfächer:

Politik, Sozialkunde, Technik, fächerübergreifend

Gerne berichte ich auch in VHS-Einrichtungen über mein Forschungsthema.

Gerne berichte ich auch per Video-Übertragung.

Woran forschen Sie?

Mein derzeitiges Forschungsinteresse dreht sich um Grundsatzfragen der rechtlichen Steuerung von Digitalisierung, insbesondere Big Data und Künstliche Intelligenz. Dabei geht es nicht nur um die Frage, inwiefern Recht die regulativen Leitplanken zur Nutzung dieser neuen Technologien aufstellt, sondern auch, wie Recht die Nutzung dieser neuen Technologien befördern kann. Insofern kann man hier auch von der Untersuchung und dem Design von Rechtsinnovationen sprechen. Dazu gehört auch die Frage, ob möglicherweise eine in Teilen neue Rechtsdogmatik benötigt wird, um die digitale Herausforderung in modernen Gesellschaften bewältigen zu können.

Was genau machen Sie da?

Ich beschäftige mich beispielsweise mit den Haftungsproblemen bei 3D-Druckern. Wer ist haftbar, wenn fehlerhafte Ausdrucke aus 3D-Druckern zu Schäden führen? Dies ist eine verwickelte Angelegenheit, wenn das benötigte CAD-file open source ist, der Programmierer in einem anderen Land sitzt, die Druckermaterialien aus verschiedenen Ländern bezogen werden oder die Herstellung und der Vertrieb von Druckerzeugnissen nicht gewerbsmäßig ist. Eine andere spannende Frage ist, ob Roboter eine eigene Rechtspersönlichkeit erhalten sollten. Wenn Roboter autonome Entscheidungen treffen, wie können dann andere für sie haften? Was könnte eine Rechtspersönlichkeit von Robotern umfassen? Gibt es Analogien? Könnte das Recht römischer Sklaven ein Vorbild sein, die Rechte von Kindern oder Tierrecht? Schließlich: Wem sollten Daten gehören? Dem Nutzer, dem Entwickler der KI oder dem Staat? Und wie könnte dann konkret eine rechtliche Architektur ausschauen, die gesellschaftlich akzeptabel und weltweit wettbewerbsfähig ist?

Warum sind Sie Forscher/in geworden?

Ich bin sehr neugierig und will wissen, warum sich die Gesellschaft so entwickelt wie sie es tut. Was sind die Treiber von Veränderung? Welche Regeln brauchen Gesellschaften, damit alle Menschen in Frieden und Wohlstand leben können? Diese Fragen kann man gut beantworten, wenn man Forscher ist.

Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?

Die Berufswünsche wechselten natürlich über die Zeit: Polizist, Feuerwehrmann, Schiffsingenieur, Mathematiker. Als Jugendlicher haben mich dann Fragen der Armut und Verteilung interessiert, so dass ich schließlich Wirtschaftswissenschaften studiert habe.

Zu welchem Thema kommen Sie in den Unterricht?

Alle Fragen rund um die soziale und rechtliche Einbettung von KI und Big Data. Warum sind die rechtlichen, aber auch philosophisch-ethischen Fragen rund um KI und Big Data nicht leicht zu beantworten? Warum kann ein Land hier keine autonome Normsetzung betreiben? Aber auch historische Bezüge könnten für Schüler interessant sein. So beschäftigte sich beispielsweise Franz Kafka in seinem Beruf als Anwalt der Arbeiter-Unfallversicherungs-Anstalt in Prag mit dem Haftungsproblem des disruptiven Automobils und hatte interessante Vorschläge zu machen (Bedeutung des Verbandkastens!). Oder in den USA beriefen sich Gangster darauf, dass das Automobil Teil der geschützten Wohnung sei, und es daher nicht nach Beute ohne richterlichen Beschluss durchsucht werden dürfte (bis dahin war die Beute natürlich weg). Der hohe privacy Standard der amerikanischen Verfassung führte also zu sehr praktischen Problemen der Polizei bei der Aufspürung von Straftaten (und das Verfassungsproblem konnte nur sehr pragmatisch gelöst werden). Der 3D-Druck von Waffen ist schließlich ein gegenwärtiges Problem für die Rechtsordnung. In diesem Sinne könnte ich mehr Beispiele beibringen, die die Relevanz der Rechtsordnung zur wirtschaftlich-technologischen Entwicklung eines Landes unterstreichen. In Deutschland z.B. die Einrichtung des TÜVs im 19. Jh. zum Arbeitsschutz gegen explodierende Dampfmaschinen.