
Viren kapieren – Wissen macht immun: Virologe begeistert Zehntklässler für Wissenschaft
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Zu Beginn schilderte Müller seinen Weg in die Forschung: Schon in der Schulzeit faszinierte ihn Biologie des Menschen. Er studierte Molekulare Medizin, schrieb eine Bachelorarbeit über HIV und arbeitet heute an der Universität Marburg an Moskito-übertragenen Viren wie dem Zika-Virus. Diese persönliche Einführung zeigte den Schülerinnen und Schülern, wie vielfältig wissenschaftliche Laufbahnen sein können.
Mit kurzen interaktiven Übungen aktivierte Müller zunächst das Vorwissen des Publikums. Anschließend erklärte er anschaulich den Unterschied zwischen Bakterien und Viren und zeigte anhand von Laborfotos, wie Forschende mit Pipettierplatten arbeiten, um die Infektiosität von Viren oder die Wirkung antiviraler Medikamente zu testen.
Im Mittelpunkt stand die Frage, warum Viren krank machen. Müller erläuterte Zelltod, Immunreaktionen und Tropismus – also welche Viren welche Organe befallen. Am Beispiel von SARS-CoV-2 beschrieb er die starke Vermehrung im Rachen und in der Lunge. Zudem erklärte er, warum Erkältungsviren im Winter häufiger auftreten und welche Rolle Übertragungswege wie die fäkal-orale Route spielen. Sehr alltagsnah waren seine Hinweise zu Hygiene, Händewaschen, Seife, Desinfektionsmitteln sowie zu Hitze und Kälte. Ein Blick in die Verbreitung verschiedener Moskitos in Europa und Deutschland verdeutlichte zusätzlich, welche Arten potenzielle Überträger sein können und wie der Mückenatlas als Citizen Science Projekt zur Überwachung beiträgt.
Aktuelle Forschungsansätze wie ein vorbeugendes Nasenspray sowie Erkenntnisse zum Zika-Virus – etwa antivirale Eigenschaften verschiedener Körperflüssigkeiten – zeigten, wie Grundlagenforschung zu neuen antiviralen Ansätzen führen kann.
Zum Abschluss erklärte Müller verschiedene Impfstofftypen von Totimpfstoffen über rekombinante Proteine bis zu mRNA-Impfstoffen und erläuterte, wie sie das Immunsystem stimulieren wodurch Gedächtniszellen ausgebildet werden. Ein Ausblick auf das Ebola- und Marburg-Virus und die Forschung im BSL-4-Labor bildete den eindrucksvollen Schlusspunkt.
Der Vortrag machte deutlich, wie spannend Virologie sein kann. Die Zehntklässler folgten aufmerksam – und gingen sichtbar beeindruckt und neugierig aus der Veranstaltung.
Stephan Kolle, Ursulinenschule Fritzlar